Die „Charta Berufsbildung“ einfach erklärt

Die Glaubwürdigkeit eines strategisch agierenden Lehrbetriebs hängt nicht nur davon ab, was er seinen angehenden Lernenden verspricht. Vielmehr auch, ob er das in ihn gesetzte Vertrauen in der späteren Umsetzung der Lehrlingsausbildung verdient.

Eine positive Reputation ist in der Lehrlingsausbildung nicht nur eine formelle Sache. Sie verlangt nach Investitionen und nach geeigneten Ausbildungsstrukturen und Anreizsystemen, mit denen die Erwartungen der Adressaten gewissermassen beeinflusst werden.

Mit ausgewogenen, vergangenheits- und zukunftsbezogenen Elementen muss eine positive Reputation für die Lehrbetriebe erzeugt werden, welche die Informationsbedürfnisse und Zukunftsorientierung der jungen Erwachsenen abdecken.

Ziele und Zweck der Charta – #CHchartaBerufsbildung

Mehr Ausbildungsqualität und Nachhaltigkeit in der Nachwuchsförderung ist das Ziel der „Charta Berufsbildung „. Lehrbetriebe, die sich freiwillig zur Charta committen, setzen sich dafür ein, dass sie die gesetzten Qualitätsstandards in der beruflichen Grundbildung einhalten und umsetzen.

Des Weiteren hat die Charta zum Ziel, dass die konsequente Betreuung und Ausbildung von Lernenden mit prozessgeführten Abläufen verfeinert werden. Dies betrifft exemplarisch auch die Rekrutierungsphase. In dieser steckt noch viel Potential, welches durch die Einhaltung von definierten Prozessphasen ausgeschöpft werden kann. Immer wieder kommt es nämlich vor, dass Bewerbungen von Schülern z.B. unbeantwortet bleiben und somit liegen bleiben.

Die Frage ist: Können wir uns das in der Berufsbildung auf Dauer wirklich noch leisten?

Durch die Einhaltung von definierten Prozessphasen zeichnen sich die Lehrbetriebe aus, ihre Verantwortung in der Berufsbildung wahrzunehmen. Ausserdem zeigen sie mit ihrem Committment zur Charta auf, die aktuellen und künftigen Marktbedürfnisse abfangen zu können. Eine auf diese Art prozessgeführte Berufsbildung schafft Transparenz und Klarheit.

Eine offene, faire, nachvollziehbare und (wertebezogene) Bewertungs- und Kommunikationskultur motiviert die Lernenden. Das setzt sich in einem Reputations-Gewinn des Lehrbetriebs fest.

Charta Berufsbildung – Erfolgsmodell für eine qualitätsbasierte Berufsausbildung, 2023

In dieser so geschaffenen „Berufsbildungs-Kultur“, ist der Verbleib von frisch ausgebildeten Fachkräften im Lehrbetrieb wahrscheinlicher und trägt wiederum zur Optimierung der rekrutiven Opportunitätserträge bei. Darüber hinaus wird die Anzahl von kostenintensiven Lehrabbrüchen und Berufswechseln reduziert und bessere Erfolgsquoten an den Qualifikationsverfahren QV erzielt.

Wer kann sich zur „Charta Berufsbildung“ committen?

Jeder Lehrbetrieb und jede Organisation der Arbeitswelt kann sich zur Charta committen. Denn eine hohe Ausbildungsqualität muss für jeden Lehrbetrieb ein grundsätzliches Anliegen sein. Dies betrifft sowohl die Berufsbildung als auch die spätere Weiterbildung der Mitarbeiter.

Nur gut ausgebildete Mitarbeiter bringen der Unternehmung die Wertschöpfung, welche sie zum wirtschaftlichen Überleben braucht.

Charta Berufsbildung – Erfolgsmodell für eine qualitätsbasierte Berufsbildung, 2023

Es ist in Fachkreisen unbestritten, dass wir in der beruflichen Grundbildung hohe Anstrengungen unternehmen müssen, um eine attraktive Alternative zum gymnasialen Bildungsweg zu bieten.


Der 5-Punkteplan der #CHchartaBerufsbildung

Die „Charta Berufsbildung“ ist eine Selbstdeklaration der Lehrbetriebe, sich für Qualität der beruflichen Grundbildung auszusprechen und zu engagieren. Lehrbetriebe, die diese Charta unterzeichnen, verpflichten sich folgenden 5-Punkteplan in die Wege zu leiten und umzusetzen:

Nr.Beschreibung
1Sie handeln ethisch und moralisch im Sinne der beruflichen Grundbildung.
2Sie schulen die Lernenden in den Themen Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz und stellen sicher, dass die Lernenden möglichst unfallfrei durch ihre Lehre kommen.
3Sie bilden die Lernenden auch im hektischen Arbeitsalltag und ausserordentlichen Situationen (z.B. Pandemie) gemäss den Grundsätzen der Charta aus.
4Sie überprüfen gemäss Lehrplan den Bildungsstand der Lernenden über alle Lernorte hinweg und engagieren sich, allfällige Bildungslücken der Lernenden sind mit geeigneten Mitteln innerhalb der nächsten Beurteilungsperiode zu schliessen.
5Die Unternehmung stellt sicher, dass geeignete Berufsbildner über die notwendigen Ressourcen und die notwendige Qualifikation verfügen.
5-Punkteplan der Charta Berufsbildung – Hashtag #CHchartaBerufsbildung

Wie Lehrbetriebe an der Charta teilnehmen

Lehrbetriebe mit SN EN ISO 9001-Zertizierungen:

Lehrbetriebe mit ISO-Zertifizierungen (auch solche, welche sich neu zertifizieren lassen wollen) committen sich zur „Charta Berufsbildung“ und somit zur Einhaltung des 5-Punkteplans. Diese werden bei der Schweizerischen-Normen-Vereinigung SNV erfasst und gemäss den Prozess-Vorgaben einer offiziellen ISO-Zertifizierung geprüft.

Haben Lehrbetriebe das Bewertungsverfahren bei der für sie zuständigen Zertifizierungsgesellschaft erfolgreich durchlaufen, werden sie auf der online „Exzellenz-Liste“ der „IG Berufsbildung IGBB–Schweiz “ aufgeführt. Sie haben zudem die Chance, das offizielle Quality-Label für sich zu gewinnen und ihr Committment zur Charta zu manifestieren.

Lehrbetriebe ohne SN EN ISO 9001-Zertizierungen:

Lehrbetriebe ohne ISO-Zertifizierungen committen sich zur „Charta Berufsbildung“ und somit zur Einhaltung des 5-Punkteplans. Sie erbringen direkt bei der „IG Berufsbildung IGBB–Schweiz“ den Nachweis zur Einhaltung der Prozessphasen und werden bei Bedarf von Seite „IG Berufsbildung IGBB–Schweiz“ unterstützt.

Damit haben auch nicht-zertifizierte Lehrbetriebe eine Chance, das offizielle Quality-Label für sich zu gewinnen und in der online „Exzellenz-Liste der „IG Berufsbildung IGBB–Schweiz“ aufgeführt zu werden.

Jede Unterschrift zählt

Die „Charta Berufsbildung“ ist eine Selbstdeklaration auf freiwilliger Basis. Die Unterzeichner der Charta zeigen ihre Bereitschaft, sich für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Berufsbildung einzusetzen.

Machen Sie auch mit und manifestieren damit ihr Engagement über ihren Bildungsauftrag hinaus und stehen für die Berufsbildung als Rückgrat der Wirtschaft ein.


Haben Sie Fragen zur neuen „Charta Berufsbildung“?

Nutzen Sie die Kommentarfunktion in unserem Blog, wir freuen uns darauf!

IG Berufsbildung IGBB, Schweiz
IG Berufsbildung IGBB, Schweiz
3 Kommentare
  1. Martin Risteski
    Martin Risteski sagte:

    Sehr geehrter Herr Siebold

    Als Schüler. der gerade eine Lehrstelle sucht weiss ich diese Arbeit zu schätzen.
    Den 5-Punkte Plan finde ich interessant.

    1. Wann kann man die #CHchartaBerufsbildung runterladen?
    2. Machen alle Firmen mit oder nur die Besten?

    Danke
    Martin

    Antworten
    • Rolf Siebold
      Rolf Siebold sagte:

      Herzlichen Dank für den Kommentar und das positive Feedback, lieber Martin.

      Das Dokument der „Charta“ wir ab 21.11.2023 auf unserer Webseite zum Download bereit stehen. Grundsätzlich können sich alle Firmen zur Charta committen. Den Titel;

      „Wir sind ein von der IGBB zertifizierter Lehrbetrieb und bilden nach Charta-Berufsbildung aus“,

      dürfen jene Firmen führen, die den Nachweis erbracht haben, ihre Lernenden gemäss den Kriterien der Charta auszubilden. Für Firmen mit SN EN ISO 9001-Zertfizierungen fliesst dies automatisch in ihr Zertifizierungs-/Rezertifizierungs-Audit ein. Sie können jedoch zusätzlich das offizielle „Charta-Quality-Zertifikat“ der IGBB erlangen, sofern sie dies wünschen.

      Für Firmen, welche nicht ISO-Zertifiziert sind und das „Charta-Quality-Zertifikat“ erlangen möchten, steht für die Erlangung des „Charta-Quality-Zertifikats“ unser Experten-Netzwerk zur Verfügung.

      Beste Grüsse,

      Rolf Siebold

      Antworten

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  1. […] offen zu lassen, damit möglichst viele Jugendliche zugelassen werden. …“ (siehe auch CH Charta Berufsbildung – […]

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